Here comes the Redesign
Mit der Anerkennung durch die Auszeichnung als Kultur-Kreativpilot sowie die Teilnahme am Contentshift Programm kam die Einsicht, dass das bisherige Design von Questlog bei steigenden Stückzahlen zu ausufernden Problemen führen würde. Von einem relativ hohen Ausschuss in der Laser-Produktion über die aufwändige und fehleranfällige Verleimung und lange Trockenzeiten bis zu seltenen aber regelmäßig auftretenden Schäden auf dem Versandweg. Die kritische Frage die ich mir stellen musste war: Könnte ich überhaupt die Nachfrage bedienen, wenn sich die Stückzahlen verzehnfachen würden? Die Antwort wäre ein schlafloses Ja gewesen und wäre bei einer weiteren Verzehnfachung zu einem zähneklappernden Nein geworden. Damit war die Entscheidung für ein Produkt-Redesign gefallen und die Suche nach Alternative Formen und Materialien begann.
Materielle Zwänge
Seit dem ersten verkauften Questlog sammle ich Kundenfeedback und der größte Wunsch war und ist: Mehr Auswahl bei den Farben der Bänder und beim Holz. Leider war das mit dem bisherigen Design nicht umsetzbar, da der Living Hinge - das Scharnier am Rücken der Questlogs - nur mit dem sehr flexiblen Birke-Multiplex stabil bleibt.
Außerdem war für mich klar, dass ich den Anteil manueller Arbeit in der Herstellung deutlich reduzieren musste. Zum einen um die oben beschriebenen Probleme zu vermeiden und die Produktion mit konstant hoher Qualität skalieren zu können, zum Anderen ganz klar auch um meine Kosten zu senken, die Marge zu erhöhen und damit neue Vertriebskanäle erschließen zu können. Ich bin davon überzeugt, dass Questlogs eine perfekte Nonbook-Sortimentserweiterung für die Reiseabteilung von Buchläden sind. Damit ich bei diesem Vertriebsweg auch noch etwas verdienen kann, müssen die Kosten sinken.
Die Lehrbuch-Antwort auf diese Probleme aus der BWL lautet: Standardisierung.
Neue Möglichkeiten
Nun widerspricht das Konzept Standardisierung aber grundsätzlich dem was Questlog ausmacht: Die individuelle Einzigartigkeit jeder Reise und der Momente auf diesen Reisen. Und so habe ich über die letzten zwei Jahre einen ganzen Stapel voller gescheiterter Prototypen angehäuft, die aus verschiedensten Gründen nicht umsetzbar waren.
Nach langer Suche bin ich schließlich auf ein Material gestoßen, dass sich WPC nennt, was für Wood-Plastic-Composite steht. Das Material besteht aus bis zu 60% Holzmehl und wird als Granulat hergestellt. Es kann im Spritzgussverfahren verarbeitet werden, was die Produktion großer Stückzahlen in konstant hoher Qualität ermöglicht. Durch den Holzanteil im Material bekommt jedes Teil eine einzigartige Marmorierung, die an Kieselsteine oder Schieferplatten erinnert. Das Material hat eine samtig weiche Oberfläche und lässt sich nachträglich mit dem Laser gravieren. Außerdem kann es leicht durch Zugabe von Farbgranulat eingefärbt werden.
Aus dem Material habe ich ein standardisiertes Unterteil entwickelt, das in Zukunft bei allen Varianten der Questlogs zum Einsatz kommen wird. Das Volumen der Questlogs wird sich dadurch leicht vergrößern und die Stabilität deutlich zunehmen.
Die Deckel, mit dem die jeweilige Variante festgelegt wird, stelle ich weiterhin selber mit dem Lasercutter her. Diese sind allerdings nun nicht mehr untrennbar mit dem Unterteil verbunden sondern liegen flach darauf auf und werden an den Ecken fixiert.
Mit dieser neuen Version sind der Farb- und Holzauswahl kaum Grenzen gesetzt: Verschiedene Furniere von Ahorn bis Zeder können verarbeitet werden, das Band ist in allen Farben des Regenbogens denkbar und selbst das standardisierte Unterteil der Questlogs kann ab einer bestimmten Auflage fast beliebig eingefärbt werden.
Was passiert mit der bisherigen Variante?
Als Sammler weiss ich natürlich, wie schlimm es ist wenn sich das Aussehen eines Sammelgegenstands ändert. Deshalb gebe ich die Garantie, dass ich für alle bisherigen Kunden die Questlogs auch weiterhin in der ursprünglichen Form herstellen werde. Eine Mail an mich genügt.
Was passiert als nächstes?
Mit dem Crowdfunding hängen wir die Umstellung des Designs an die große Glocke: Je nach Erfolg der Kampagne werden wir sicherlich erstmal sehr viel damit zu tun haben, unsere Produktion umzustellen und das Weihnachtsgeschäft zu planen. Die nächsten großen Schritte auf unserer Liste sind danach die Erschließung neuer Vertriebskanäle, die Internationalisierung innerhalb Europas und vielleicht auch schon bald der Sprung über den großen Teich mit einer Folgekampagne auf einer der großen Nordamerikanischen Crowdfunding Plattformen.
Es bleibt also spannend aber wir sind super froh und stolz, diesen Meilenstein erreicht zu haben.